Landschaft essen - die alternative Reisemöglichkeit
"Der Mensch ist, was er isst" heißt es. Kann man Niederbayer werden bei Abensberger Spargelspitzen und einer Halbe Weltenburger Dunkel? Oder Italiener durch den Genuss von Parmaschinken und Montepulciano? Lebenslang Laissez faire nach Austern und Champagner? Essen und Trinken garantieren nirgendwo die Staatsbürgerurkunde, aber man nähert sich übers Geniessen einem anderen Lebensgefühl. Und das ist etwas, was uns wirklich gut tut! Sich Niederbayern „eressen“.
Die Region wurde von einem bayerischen Ministerpräsidenten als die "Vorstufe zum Paradies" bezeichnet.
Niederbayern: Über 25.000 landwirtschaftliche Betriebe mit traditioneller Wertschätzung dessen, was der Boden hergibt. Ein üppiger Landstrich mit gewachsener Bodenhaftung. Der die Münchner immer lässig noch mitversorgte. Das entspannte niederbayerische Lebensgefühl vorsätzlich und mit allen Sinnen zu verkosten, schadet gar nicht. Würde man diese Art des Reisens, also eine Landschaft vor allem kulinarisch zu erfassen, extrem durchführen, ist vorab natürlich die Einarbeitung in die örtlichen Gegebenheiten nötig. Reinhold Messner stieg auch nicht auf den Mount Everest ohne vorher den Berg auf der Karte studiert zu haben und die Route zu planen. Der präzise Genuss-Planer erarbeitet sich seine Genussstationen schon bevor er die Reise antritt. Basislager und aufwärts. Zahlreiche Wirtshausführer und unsere Webseite machen hier vorab schon mal Appetit.
Grundsätzliche Gegebenheiten über die Gegend berichten die reinen Fakten: Der Gäuboden rund um Straubing galt aufgrund seiner fruchtbaren Lössböden schon immer als die Kornkammer Bayerns. Die Hallertau ist das größte zusammenhängende Hopfenanbaugebiet der Welt. Der Spargel aus Abensberg gilt als Delikatesse. Der niederbayerische Gurkenanbau hat dem Spreewald schon lang den Rang abgelaufen: Rund 65 Prozent der kleinen Einlegegurke, die vermutlich aus Indien stammt, wachsen auf niederbayerischen Feldern und werden dort mit Senfkörnern, Zwiebelchen oder auch mit exotischen Zutaten ins Schraubglas befördert.
Kamerunschafe laufen über Wiesen in Dietersburg. Eine große Herde Wagyu-Rinder betrachtet in Wurmannsquick von seiner Weide aus täglich stoisch und glücklich das Alpenpanorama. "Der Kultivierte bedauert nie einen Genuss. Der Unkultivierte weiß überhaupt nicht, was ein Genuss ist." Dieser Satz von Oscar Wilde ziert die Webseite der Wagyuzüchter, die sich diesen ursprünglich nur den Japanern vorbehaltenen Rindern mit Herz und Hirn verschrieben haben. Und es tummeln sich neben den Japanern auch wieder die einheimischen alten Rinderrassen auf niederbayerischen Weiden. Alte Apfelsorten werden erhalten, viele Höfe steigen um auf Direktvermarktung.
Der Genussreisende findet in den traditionellen Gasthöfen, im Hofladen auf dem Weg oder auf den niederbayerischen Bauernmärkten reichlich Gelegenheiten, sich vom Frühstück bis zum Abendessen die Landschaft zu erarbeiten. Im diesem unaufgeregten Teil Bayerns sogar ohne Parkplatznot. Für den Gourmet auf dem Fahrrad bieten sich perfekte Streckenvorschläge fürs „Genussradeln“ durchs Bayerische Thermenland. Es ist ein schöner Gedanke, eine Landschaft zu erkunden, indem man verkostet, wie der Boden schmeckt, welche Pflanzen auf ihm wachsen und welche Tiere diese dann gern fressen. Sich dafür mal Zeit und Muße nehmen, ohne die Genuss gar nicht möglich ist. Erkundung des Ernährungs-Planeten Niederbayern. Ein eigensinniger Planet. Eine solche Reise ist ein guter Beitrag dazu, wovon wir alle grade sprechen: Nachhaltigkeit und Achtsamkeit. Sehr verkostenswert!
Eine spannende Studie erbrachte vor einiger Zeit das Ergebnis, dass die Menschen tatsächlich in unterschiedliche Typen aufteilbar sind: Genuss-Fähige, Genuss-Unfähige und sogar Genuss-Zweifler. Bayern, wen wundert’s, ist natürlich mit einem besonders hohen Anteil Genuss-Fähiger ganz vorne mit dabei. Ein Landstrich voller Spezialitäten, die ohne ihre Einbindung in die vielfältige Landschaft und Kultur nicht denkbar wären. Ein Wettbewerb zum 100-jährigen Jubiläum des Freistaates Bayern setzte sich 2018 das ehrgeizige Ziel, 100 Genussorte in Bayern auszuzeichnen. Das Ergebnis ist eine erlesene Spezialitäten-Sammlung, anhand der sich Bayern nun bestens kulinarisch erkunden lässt. Der schön gestaltete Reiseführer stellt Land, Leute, Essen und Trinken vor und erzählt ganz nebenbei Wissenswertes und Unterhaltsames über die einzelnen Regionen. Darüber hinaus kann auf der Webseite auch virtuell gereist werden: Eine interaktive Karte und Vorschläge für Genusstouren machen schon mal Appetit. Wer es nicht erwarten kann, kann auch das ein oder andere Rezept ausprobieren. Als Vorgeschmack sozusagen. Das Buch „100 Genussorte in Bayern – ein kulinarischer Reiseführer“, herausgegeben
von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, ist im Buchhandel zum Preis von 24 Euro erhältlich.
Sofort losreisen lässt es sich bestens auf der Webseite: www.100genussorte.bayern