Geschichten über Geschichte

Es ist ein paradiesisches Stückchen Erde, das sich seit 1255 – damals regiert von den Wittelsbachern – „Niederbayern“ nennt.

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Ein Paradies zeichnet sich dadurch aus, dass alles in Hülle und Fülle vorhanden ist: 
Freundliches Klima, fruchtbare Böden, genug Wasser und Flüsse für den Transport von Gütern und damit beste Verbindungen zu anderen Städten und Handelsplätzen. 

Reise durch die Menschheitsgeschichte

Besonders das Donautal spielte hier eine wesentliche Rolle. Man nimmt an, dass entlang dieses Stroms in der Altsteinzeit die ersten Cro-Magnon-Menschen zuwanderten. In der Jungsteinzeit wurden die Steinzeitler wurden sesshaft. Sie begannen, vorhandene Gesteine und Bodenschätze auszubeuten, um Werkzeuge oder Waffen herzustellen und Handel zu treiben. Diese Veränderung veränderte alles und zwar sehr nachhaltig. Völlig neue Prozesse kamen in Gang, die bis heute unsere Arbeitsweise und unser Leben prägen – denkt man an unsere heutige Abhängigkeit von Handelsketten und Rohstoffen.

Ein umfangreiches Bild unserer Vorfahren zeichnet das Museum Altdorf bei Landshut anhand zahlreicher archäologischer Funde. Ab dem Frühjahr 2022 präsentiert die neue Dauerausstellung „Innovationen in der Urgeschichte“. Wertvolle Fundstücke zahlreicher Grabungen finden sich auch verteilt in den niederbayerischen Museen. Sei es das Gäubodenmuseum in Straubing oder auch in kleineren, spezialisierten und sehenswerten Ausstellungen wie beispielsweise im Keramikmuseum Obernzell. Durch Niederbayern reisen kann eine aufschlussreiche Reise durch die Menschheitsgeschichte werden, wenn man den Spuren aufmerksam folgt.

Das Auftauchen der Römer

2021 wurde der westliche Teil des Donaulimes, also der Fluss als natürliche Grenze des Römischen Reichs, in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen. Das Römerleben an der niederbayerischen Donau hat nachhaltig Spuren hinterlassen – bis heute sichtbar und erlebbar in Landschaft, Kultur und Lebensart.

Weinberge wurden angelegt, Gaumenfreuden importiert oder selbst kultiviert und das reichlich vorhandene Thermalwasser zur Erholung genutzt. In Künzing, Standort eines der Römerkastelle neben Eining, Straubing und Passau, gibt das Museum Quintana einen umfangreichen Einblick ins niederbayerische Römerleben.

Und auch in der virtuellen Welt sind die Römer jetzt angekommen. Mit der App LIMES mobil lassen sich ihre Spuren im Gelände entdecken. Sogar vom heimischen Sofa aus. 

Man kann es als Ergebnis dieser ganzen Zuwanderungen und Bereicherungen sehen, dass die Menschen dieser Region weiterhin und bis zum heutigen Tage aufgeschlossen blieben. Verbindungen über die Alpen hinweg ermöglichten die beispielsweise die Zusammenarbeit mit toskanischen Baumeistern. Diese waren im Mittelalter daran beteiligt im UNESCO Weltkulturerbe Regensburg sensationelle Patriziertürme zu errichten. Der Asam-Barock Bayerns, der in den Klöstern Weltenburg, Rohr oder Aldersbach zur Reinform fand, wäre ohne den italienischen Barock nicht denkbar.

Kulturgenuss abseits vom Massentourismus

Eine gute Gelegenheit, Geschichte zu entdecken, eröffnet sich gerade auf der Gotik-Tour im Rottal. Nicht die himmelstrebenden Dome und Kathedralen, wie in Frankreich, prägen die Rottaler Gotik. Es ist eine unglaubliche Fülle kleiner, feiner Zeugnisse dieser kunst- und baugeschichtlichen Epoche. Entstanden in der Zeit der „Reichen Herzöge“ im 15. und 16. Jahrhundert. Davon zeugen Schlösser wie die Hofmark in Gern, in Mariakirchen oder Schönau und mächtige Kirchtürme in Eggenfelden oder Schildthurn.

Das gotische Prinzip führt im Rottal vor allem zu zahlreichen kleinen Entdeckungen am Wegesrand: Landkirchen, Grabsteine, Portale. Es ist ein besonderes Erlebnis, sich vom angrenzenden Bauern den schweren Bartschlüssel überreichen zu lassen, die alte Kirchentür selbst aufzuschließen und ganz ungestört das erstaunliche Innenleben eines Landkircherls entdecken zu können.